Kirchentag endet mit Aufruf zu Veränderung

Kirchentag endet mit Aufruf zu Veränderung
Klimakrise, Krieg, Demokratie unter Druck: Mit dem Aufruf, sich mutig und zuversichtlich den aktuellen Herausforderungen zu stellen, ist am Sonntag der evangelische Kirchentag zu Ende gegangen. "Nicht warten, sondern machen", hieß es zum Abschluss.

Nürnberg (epd). Mit Appellen zu mehr Mut für Veränderungen angesichts der aktuellen Krisen ist am Sonntag der evangelische Kirchentag in Nürnberg zu Ende gegangen. „Nicht warten, sondern machen“, sagte Kirchentagspräsident Thomas de Maizière im Abschlussgottesdienst auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Der Pastor Quinton Ceasar forderte in seiner Predigt mehr Engagement gegen Klimawandel und Rassismus sowie für gesellschaftlichen Zusammenhalt.

25.000 Menschen kamen nach Angaben des Kirchentags bei sonnigem Wetter in die Nürnberger Altstadt, um einen der beiden Abschlussgottesdienste zu besuchen. Insgesamt wurden für das fünftägige Protestantentreffen nach Angaben der Veranstalter 70.000 Tages- und Dauerkarten verkauft.

Das waren weniger Teilnehmer als bei den Großtreffen vor der Corona-Pandemie. Dennoch zeigten sich die Veranstalter zufrieden angesichts voller Messehallen, Kirchen und dichtem Gedränge in der Innenstadt. Die Menschen seien dankbar gewesen für etwas, „das es selten gibt in unserem Land: Gemeinsam singen und beten und dann hinterher politisch diskutieren“, sagte de Maizière vor Journalisten. Für einige Open-Air-Veranstaltungen wie Gottesdienste und Konzerte brauchte man kein Ticket.

Seit Mittwoch fanden beim Kirchentag Diskussionen zu aktuellen politischen Themen statt. Zu Gast waren unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und der CDU-Parteivorsitzende Friedrich Merz. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) diskutierte mit einer Vertreterin der Klimabewegung „Letzte Generation“.

„Wir leben in Zeiten erschütterter Gewissheiten“, sagte de Maizière im Abschlussgottesdienst und verwies unter anderem auf die Stichworte Schöpfung, Frieden, Verteilungsgerechtigkeit, Künstliche Intelligenz und Anfechtungen der Demokratie. Die Zeiten seien schwierig, trotzdem müsse man zuversichtlich sein, sagte der frühere Bundesverteidigungs- und -innenminister.

Abschlussprediger Ceasar formulierte Ungeduld angesichts der Herausforderungen: „Wir können nicht mehr warten“, sagte er. Wenn Jesus sage „Jetzt ist die Zeit“, rufe er zur Veränderung auf, „zu mutigen Entscheidungen, die wirklich Veränderung bewirken“, sagte der Pastor in Anspielung auf die Kirchentagslosung „Jetzt ist die Zeit“. Ceasar forderte Solidarität mit angefeindeten Homosexuellen, Flüchtlingen und Klimaaktivisten. „Wir sind alle die 'Letzte Generation'“, sagte er unter großem Applaus der Besucherinnen und Besucher.

Neben kontroversen Diskussionen über Klimaschutzmaßnahmen, die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine und die geplanten Verschärfungen im europäischen Asylrecht gab es im Programm zahlreiche spirituelle und kulturelle Veranstaltungen, die viele Interessierte anzogen. Mehr als 2.000 Punkte umfasste das Programm.

Der Deutsche Evangelischer Kirchentag findet in der Regel alle zwei Jahre an einem anderen Ort statt. 2025 wird die Stadt Hannover Gastgeberin für die 39. Auflage des Christentreffens sein.