Um Entschuldigung bitten fällt nicht immer leicht

Tisch mit Kerzen, Umschlägen und Schreibpapier in einer Kirche.
Mats Nowak
Für alle, denen etwas auf der Seele liegt oder die Menschen um Verzeihung bitten wollen, steht in der Hauptkirche St. Jacobi in Hamburg ein Tisch mit Karten, Umschlägen und Kerzen bereit.
Initiative für den 29. Februar
Um Entschuldigung bitten fällt nicht immer leicht
Was tun, wenn man alle vier Jahre einen Tag mehr zur Verfügung hat? Das Team von st. moment, der Ritualagentur der beiden Hamburger Kirchenkreise, hat sich etwas Besonderes überlegt. Warum nicht den Tag dafür nutzen, Menschen um Verzeihung zu bitten?

Wem etwas auf der Seele liegt, der bietet sich in der Hauptkirche St. Jacobi die Gelegenheit, sich diese Dinge von der Seele zu schreiben, oder darüber mit einem Pastor oder einer Pastorin ins Gespräch zu kommen.

"Den Tag besonders zu gestalten, war gar nicht so naheliegend. Irgendwann kam aber die Idee, Menschen die Möglichkeit zu geben, um Entschuldigung zu bitten. Das haben wir dann im Team besprochen und sind dann darauf gekommen, das so umzusetzen, wie wir es heute machen." So beschreibt Maia Nicklaus, Verantwortliche für Kommunikation und Medien bei st. moment, den Entstehungsprozess der Aktion.

In der Kirche steht ein Tisch mit Karten, Umschlägen und Kerzen bereit. Dort kann man in Ruhe eine Entschuldigung formulieren. Wenn man fertig ist, steckt man die Karte einfach in einen bereitstehenden Briefkasten. Von dort wird der Brief entweder an den Empfänger versandt oder, wenn es keinen Empfänger gibt, dem Feuer übergeben. So kann die Bitte um Entschuldigung in den Himmel aufsteigen. Wer möchte, kann sich dann noch einen Segen zusprechen lassen oder sich auch ein Lied Wünschen, was Musiker Jan Keßler dann spielt.

Wer kann, kommt am Abend in die Kneipe "Zum Windjammer" auf St. Pauli. Auch hier steht ein Team von st. moment für Gespräche bereit. "Eine Kneipe ist natürlich nochmal niedrigschwelliger und so ergeben sich ganz andere Gespräche, die in einer Kirche vielleicht gar nicht entstehen würden", sagt Meike Barnahl, Pastorin und Leiterin von st. moment.

Das Team von st. moment in der Hauptkirche St. Jacobi in Hamburg.

"Eine Kirche kann auch eine große Schwelle für Menschen sein, die erstmal überwunden werden muss", ergänzt Lisa Tsang, Pastorin an der Hauptkirche St. Jacobi. Pastor Fabio Fried meint dazu: "Für mich haben die City-Kirchen in Hamburg den Vorteil, dass die Menschen auch einfach mal so hineingehen." "Deshalb arbeiten wir auch gerne mit St. Jacobi zusammen", fügt Maia Nicklaus hinzu. "Wir haben hier letztes Jahr schon unseren Goldmoment gefeiert und freuen uns darauf, dieses Jahr wieder einen Goldmoment hier zu veranstalten."

Beim Goldmoment können sich Menschen spontan in der Hauptkirche St. Jacobi spontan taufen lassen. Wichtig ist Meike Barnahl, dass st. moment nicht Werbung für Kirche machen möchte. "Wir möchten anbieten, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Wir wollen nicht zeigen, so toll ist Kirche. Viel wichtiger ist es, für die Menschen da zu sein. Was können wir für dich tun? Das ist der zentrale Gedanke."