Frankfurt a.M., Bogotá (epd). Hunderttausende Menschen sind in Kolumbien gegen die Regierung auf die Straße gegangen. In mehreren Städten protestierten sie am Sonntag (Ortszeit) vorrangig gegen eine Unterfinanzierung des Gesundheitssystems und die Pläne von Präsident Gustavo Petro, eine verfassungsgebende Versammlung einzuberufen. Petro sprach von rund 250.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, lokale Medien zählten mehr als 400.000 Menschen.
Die größte Kundgebung fand in der Oppositionshochburg Medellín statt. In der Millionenmetropole seien 350.000 Menschen auf die Straße gegangen, berichtete die Zeitung „El Tiempo“ unter Berufung auf Behörden. In der Hauptstadt Bogotá kamen laut der Zeitung etwa 70.000 Kritikerinnen und Kritiker des Präsidenten zusammen. Weitere Demonstrationen gab es unter anderem in der westlichen Stadt Cali, in Bucaramanga im Norden und der Karibikstadt Cartagena. Nach Polizeiangaben verliefen alle Proteste friedlich.
Die Reform des Gesundheitssystems ist eines der wichtigsten Vorhaben der Regierung. Präsident Petro möchte dafür das System der halbstaatlichen Versicherungsgesellschaften verändern, die in seinen Augen zu viel Geld für sich einbehalten. Dagegen gibt es heftigen Widerstand, sodass der Kongress nach mehr als einem Jahr die ganze Reform abgelehnt hat. Nun versucht die Regierung, Veränderungen ohne die Zustimmung der Abgeordneten zu erreichen.
Da zahlreiche Reformvorhaben vom Kongress blockiert werden, hat Petro die Einrichtung einer verfassungsgebenden Versammlung vorgeschlagen. Seiner Meinung nach haben die durch die Verfassung von 1991 zugeteilten Machtverteilungen Lösungen der zahlreichen Probleme des Landes verhindert.
Kolumbien ist ein von Gewalt und Ungleichheit geprägtes Land. Der frühere Guerillero Petro steht der ersten Linksregierung des südamerikanischen Landes vor und ist im August 2022 mit dem Ziel angetreten, Frieden zu schaffen und das Vermögen umzuverteilen.
