Was tun im Angesicht der Klimakrise?

Blatt mit Regentropfen
© Max Bohme / Unsplash
Das, was wir momentan erleben, die Waldbrände und die Wetterextreme, sind kein Zufall. Das sind die Auswirkungen der menschengemachten Klimakatastrophe. Die nachhaltig lebende Autorin Christiane Ehrengruber errechnet ihren CO2-Fußabdruck und ist geschockt.
Blog zur Lage der Umwelt
Was tun im Angesicht der Klimakrise?
Kaum ein Nachrichtentag vergeht ohne Berichte über Wetterextreme und ihre verheerenden und zerstörerischen Folgen. Zeit, genauer hinzuschauen und die eigenen Entscheidungen und den gewohnten Lebensstil zu überdenken, meint Christiane Ehrengruber.

Auch wenn das allein nicht reicht und die entscheidenden Stellschrauben für Veränderung woanders liegen. Vor meinem Fenster regnet es. Ich freue mich für meinen Garten, die Tomaten-Ernte wird gut dieses Jahr, die Pflanzen lechzen nach einem sehr trockenen Frühling nach Wasser. Gleichzeitig habe ich Mitleid mit den Urlauber:innen, die es nach Norddeutschland verschlagen hat und die durch die Fenster ihrer Hotels und Ferienwohnungen den gleichen Regen sehen wie ich – nur mit einem anderen Gefühl im Bauch.

Es ist Sommer. Der Sommer 2023.

Ich bin dankbar, bei milden Temperaturen arbeiten zu können, und freue mich, dass der Grundwasserspiegel nun vielleicht minimal ansteigt, nachdem er alle historischen Tiefpunkte unterboten hat und hoffe, dass die Waldbrandgefahr sinkt. Gleichzeitig sehe ich die Bilder aus Griechenland, höre die Meldungen aus Italien. Südeuropa brennt.

Die Wälder sind einfach zu trocken und die Feuer, die sich auf Urlaubsinseln und in einst malerischen Regionen ausbreiten, können kaum unter Kontrolle gebracht werden. Menschen verlieren ihr Zuhause, vielleicht ihre Lebensgrundlage und Bäume, die schon dastanden, bevor ich geboren wurde, sind unwiederbringlich verloren.

Neulich war ich auf Sylt – natürlich mit dem Zug – und hörte die absurde Wahrheit: Eine der beliebtesten Strecken für Privatjets endet auf Sylt und beginnt in Hamburg. Als ich das hörte, konnte ich es kaum glauben. Mit dem Zug ist man schließlich auch in etwa drei Stunden auf der Insel, wer sollte da auf die Idee kommen, ein Flugzeug zu mieten und zu fliegen? Aber scheinbar macht man das genau so. Ich las nach: Ein Privatflug auf der Strecke Hamburg – Sylt stößt 1200 Kilogramm CO2 aus, während die Zugfahrt nur mit 17 Kilogramm zu Buche schlägt.

Nun war ich neugierig und machte einen Online-Test. Wie hoch ist mein durchschnittlicher CO2-Ausstoß pro Jahr? Ich war optimistisch, ich verzichte meist auf Fleisch, verbringe viele Stunden in öffentlichen Verkehrsmitteln und nur sehr wenige in Autos, das letzte Flugzeug privat genutzt habe ich vor fünf Jahren, das Haus, in dem wir leben, entspricht den höchsten energetischen Standards und so weiter und so fort.

Und dann kam das Ergebnis. Ich liege zwar unter dem Deutschen Durchschnitt, aber bin meilenweit von den angestrebten pro Kopf Emissionen entfernt. Und damit bin ich nicht allein. Momentan steuern wir mit Vollgas in die Klimakrise hinein. Die Deutschen verbrauchen durchschnittlich 12,37 Tonnen CO2 im Jahr, wobei bis 2030 eigentlich nur noch 2,3 Tonnen pro Kopf ausgestoßen werden dürfen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Und auch dieses Ziel bedeutet nicht, dass die Welt, wie wir sie kennen, weiter bestehen bleibt, die Welt und ihr Klima werden sich verändern. Und zwar drastisch.

Klimakatastrophe menschengemacht

Der letzte Bericht des IPCC, des Intergouvernmental Panel on Climate Change, war unmissverständlich. Das, was wir momentan erleben, die Waldbrände und die Wetterextreme, sind kein Zufall. Das sind keine normalen Gewitter oder mal ein starker Wind. Das sind die Auswirkungen der menschengemachten Klimakatastrophe. Bei mir regnet es deshalb so viel, weil wärmere Luft mehr Wasser aufnehmen kann. So verdampft mehr Wasser, wenn die Temperaturen steigen und es kommt zu Starkregen. So erfrischend der Regen also kurzfristig sein mag, ist er genauso wie die große Trockenheit ein Symptom des Klimawandels und nicht einfach nur schlechtes Wetter.

Wir in Europa haben an der Misere einen erheblichen Anteil. Und das liegt nicht nur an dem Lebensstil, den wir momentan genießen, sondern auch an der historischen Schuld, die bei den vorigen Generationen liegt. Denn um als Land zu wachsen, sich wirtschaftlich weiterzuentwickeln und vieles von dem zu erringen, wovon wir heute profitieren, wurde die Umwelt ausgebeutet. Die langfristigen Folgen wurden oft nicht (richtig) abgewogen und erst mit den Jahren kam die Erkenntnis, dass ein solch rücksichtsloses Verhalten nicht folgenlos bleiben kann und ein Umdenken und Alternativen für vieles gefunden werden müssen.

Beispiele dafür gibt es viele: So wurde beispielsweise der in vielen Städten schon begonnene Ausbau eines Straßenbahnnetzes wieder gestoppt, da das Auto auf dem Vormarsch war. So auch in Hamburg, wo seit 1866 von Pferden gezogene Bahnen auf Schienen existierten, seit 1896 gab es auch elektrische Wagen, die zwischen Altona und Hamburg verkehrten. 1958 wurde der Entschluss getroffen, die Straßenbahn durch U-Bahn und Omnibusse zu ersetzen und so die Stadt autofreundlicher zu gestalten. In den folgenden 20 Jahren wurde viel gebaut und die Straßenbahnen verschwanden von den Straßen. Diese Entscheidung für "autofreundliche Städte" gibt es in vielen Orten und immer wieder wird Kritik daran laut, so auch in Hamburg, wo erst vor gut zehn Jahren die Überlegung, die Straßenbahnen wieder in die Stadt zu holen, scheiterte. Warum die Debatte immer wieder aufkommt? Heute weiß man, dass Autofahren klimaschädlich ist und dass ÖPNV und auch ein Netz an sicheren Fahrradwegen gestärkt werden muss, damit sich mehr und mehr Menschen für diese umweltfreundliche Alternative entscheiden.

Individuelles Engagement und politisches Handeln

So vieles könnte man allein über den Verkehr schreiben, über die Emissionen verschiedener Transportmittel, die Risiken und Nebenwirkungen der einzelnen Entscheidungen, die wir alle jeden Tag treffen. Es muss kritisiert werden, warum Flüge von Hamburg nach London nur einen Bruchteil dessen kosten, was eine Zugfahrt auf gleicher Strecke kostet.

Und ähnliche Abwägungen müssen für so viele weitere Themen stattfinden: Welchen Preis zahlen wir dafür, dass wir Fleisch essen? Und damit meine ich nicht den Preis, der im Supermarkt oder in der Metzgerei fällig ist. Welche ökologischen Folgen hat der Fleischgenuss?

Wie viel Plastik müssen wir alle wirklich benutzen? Und wo können wir vielleicht umweltfreundlichere Alternativen finden? Das fängt schon beim Geburtstagskuchen an, den man mit ins Büro bringt – muss der wirklich mit Frischhaltefolie abgedeckt werden? Oder kann man auf das Blech nicht einfach ein Geschirrtuch legen?

Mir ist bewusst, dass all diese Überlegungen auf der individuellen Ebene nicht die Verantwortungsträger:innen entlasten können. Es ist nicht meine direkte Entscheidung, wie die Energiewende voranschreitet und auf die Versteuerung von fossilen Brennstoffen kann ich auch nur indirekt über mein Wahlverhalten Einfluss nehmen. Gleichzeitig ist es meine Aufgabe, mein Bestes zu geben. Nicht viel hat Gott den Menschen aufgetragen, als sie geschaffen wurden. Aber die Schöpfung zu bewahren, sicherzustellen, dass Pflanzen, Tiere, Menschen, Wasser und Land sicher sind. Das wurde uns mitgegeben. Die Klimakatastrophe fordert große Opfer ein. Wälder brennen, das Wattenmeer schrumpft, Tiere und Pflanzen sterben aus. Und schon heute kostet die Klimakatastrophe Menschenleben, denn der Regen vor meinem Fenster wird an manchen Orten zu lebensbedrohlichen Fluten. Und das muss doch auch die letzten Menschen berühren und zum Nachdenken bringen. – Das hoffe ich zumindest.

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