Bischöfin Fehrs: "Achte auf Deine Bodenhaftung."

Bischöfin Fehrs: "Achte auf Deine Bodenhaftung."
09.09.2021
epd
epd-Gespräch: Thomas Morell (epd) - mit Bild

Hamburg (epd). Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs sieht den Kontakt zu den Menschen als zentralen Bestandteil ihrer Arbeit an. Ein Theologie-Studium berge immer ein wenig die Gefahr, sich in den Elfenbeinturm zurückzuziehen, sagte Fehrs dem Evangelischen Pressedienst (epd) anlässlich ihres 60. Geburtstags am Sonntag (12. September). Wenn sie an ihre Anfänge als Theologin denke, würde sie sich heute noch mehr als damals sagen: „Achte auf Deine Bodenhaftung.“ Wichtig sei, im Kontakt mit dem normalen Leben und mit dem Alltag der Menschen zu bleiben.

Theologie sei dafür da, ganz praktisch Trost und Hoffnung zu geben, „in tiefer Trauer, in furchtbarem Schmerz, im grauen Alltag und natürlich auch in großem Glück“. Schon als Studentin habe sie sich das Leben positiv und hoffnungsvoll vorgestellt, „und die 60-Jährige tut’s immer noch“, sagte Fehrs, die ihren Geburtstag mit einer musikalischen Andacht im Hamburger Michel begeht. Sie sei ein grundoptimistischer Mensch. Trotz der Gefahren damals durch Atomkraft und den Kalten Krieg habe sie keine Katastrophenstimmung empfunden. „Wir hatten das Gefühl: Wenn wir etwas tun, wenn wir uns einsetzen, können wir etwas bewirken in der Welt.“ Aber dazu brauche es Klarheit, Haltung und Gemeinschaft.

Als junge Frau habe sie sich nicht vorstellen können, 60 Jahre alt zu werden, sagte Fehrs. Das Jahr 2000 sei ja schon unendlich weit weg gewesen. Doch selbst 2021 seien die Themen der Menschheit noch dieselben: Umwelt, Frieden, Armut und Wirtschaftskrisen. „Eigentlich erschreckend, dass die Schwierigkeiten noch die gleichen sind.“

Über die Jahre seien viele Beziehungen und ein reicher Erfahrungsschatz entstanden. „Und gleichzeitig ist noch genug Kraft und genug Perspektive da, um Neues anzupacken“. Zugleich sei sie heute gelassener als früher. „Ich muss nichts mehr beweisen, und ich muss nichts mehr werden.“ Sie kenne ihre Stärken, Grenzen und Schwächen besser als früher und könne sich auf das konzentrieren, was jetzt wichtig ist. „60 Jahre ist ein tolles Alter“, sagte Fehrs