Segen von der Wäscheleine

Seelsorge am Gartenzaun
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In Zeiten von Corona sind Pfarrerinnen und Pfarrer und die vielen kirchlich engagierten Menschen gefragt und sind kreativ für die Menschen da: Das kann beim Gespräch über den Gartenzaun sein oder einem "Besuchsdienst per Telefon".
Segen von der Wäscheleine
Seelsorge in Zeiten der Corona-Epidemie
Ob Seelsorge am Gartenzaun, Telefon-Besuchsdienst oder persönliche Osterpost: Auch wenn an Ostern Gottesdienstfeiern in Kirchen verboten bleiben feiern, gehen Pfarrerinnen und Pfarrer und Ehrenamtliche kreativ mit der Krise um.
08.04.2020
epd
Christine Süß-Demuth

Gottesdienste dürfen wegen der Corona-Pandemie auch an Ostern nur in leeren Kirchen gefeiert und im Fernsehen oder Internet übertragen werden. Trotzdem sind Pfarrerinnen und Pfarrer und die vielen kirchlich engagierten Menschen gefragt und sind kreativ für die Menschen da. Das kann beim Gespräch über den Gartenzaun sein oder einem "Besuchsdienst per Telefon". Persönlich gestaltete Osterbriefe werden mit einer Gottesdienst-CD, gefalteten Papier-Schmetterlingen oder einer Portion Kaffee geliefert, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergab.

Auch viele Kirchen sind weiter offen zum Gebet. Oft seien Andachten, Gebete oder Lieder ausgelegt, sagte die Geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Seelsorge (ZfS), Kirchenrätin Sabine Kast-Streib, dem Evangelischen Pressedienst (epd). In diesen Krisenzeiten seien die Pfarrerinnen und Pfarrer besonders gefragt und auf vielen Kanälen erreichbar, nicht nur am Telefon oder E-Mail, per Internet-Chat oder Videokonferenz aber auch in Person.

Einige Kirche haben Wäscheleinen gespannt, an den Segens- und Grußkarten hängen, wie etwa in der Gottmadinger Lutherkirche (Kreis Konstanz). Dort dürfen an Karfreitag und Ostern Briefe zum Thema "Botschaft für Dich" mitgenommen werden. Die Evangelische Kirche Wutachtal in Stühlingen (Kreis Waldshut) hat sogar gleich um ihr ganzes Gotteshaus eine Wäscheleine gespannt - damit an Ostern ringsherum gemalte, bunte Bilder von Kinder hängen.

Die evangelische Gemeinde in Waldshut hat für Karfreitag und Ostersonntag eine Auto-CD erstellt mit Gebet und Predigt, Orgelmusik und Liedbegleitung. Zusammen mit einem Textheft wurde sie an etwa 300 Gemeindeglieder verteilt. Im nordbadischen Wertheim haben Kinder und Erwachsene bunte Origami-Schmetterlinge gebastelt, die in einer Osterpost an alle evangelischen Haushalte verteilt werden.

Im südbadischen Wehr können Christen ein Lebenszeichen der Verbundenheit in die evangelische Kirche bringen. Das könne etwas Gebasteltes, ein Bild, ein Gebet, eine Geschichte, ein Gedicht sein. Die Lebenszeichen werden in der Kirche auf die Kirchenbänke als Zeichen der symbolischen Anwesenheit gelegt.

Beliebt sind auch bunt bemalte Steine als Hoffnungszeichen. In Mannheim hat die Konfirmandengruppe der Evangelischen Gemeinde Feudenheim bunt bemalte Steine an Spazierwegen ausgelegt zum Mitnehmen.  

Wortimpulse verteilen

Nicht nur an Gemeindemitglieder, die den Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst vermissen, richtet sich eine Aktion der Weinheimer Pfarrerin und Dekanin Monika Lehmann-Etzelmüller. Für Gemeindemitglieder, die allein zu Hause sind, verteilt sie eine schriftlichen Impuls mit einem Tütchen Instantkaffee für "eine Tasse Trost". Einen "Telefonbesuchsdienst" gegen die Einsamkeit hat die Gemeindediakonin Margit Rothe der evangelischen Kirche in Schwetzingen gestartet.

"In diesen Zeiten sind seelsorgliche Besuche in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen mehr Schaden als Nutzen", bedauert die Klinikseelsorgerin Karin Lackus aus dem Diakoniekrankenhaus Mannheim. Auch wenn sie die Patienten an Ostern nicht persönlich besuchen könne, hoffe sie, "dass wir in Gedanken und im Gebet über Grenzen und Mauern hinweg miteinander verbunden sind". Auf der Straße und im Garten von Alten- und Pflegeheimen in Konstanz will ein Bläser-Familienquartett der Petrus- und Paulusgemeinde Choräle spielen, ergänzt von kurzen Wortimpulsen von Pfarrerin Barbara Kündiger.

Im Odenwald geht die evangelische Pfarrerin Angelika Schmidt regelmäßig in Michelbach und Unterschwarzach spazieren, um sich mit den Menschen im Ort zu unterhalten und ihren Sorgen zu erfahren - "Seelsorge am Gartenzaun" nennt sie es.