Die Bibel raus aus den Schulen!

USA
Die Bibel raus aus den Schulen!
In den USA tobt ein skurriler Kulturkampf

Welche Bücher sind gut für unsere Kinder? Eine Frage, die in den USA zu einem wahren Kulturkampf geworden ist. In republikanisch regierten Bundesstaaten werden reihenweise Bücher aus den Schulbibliotheken entfernt, die die Kinder in irgend einer Weise beeinflussen könnten: Bücher über geschlechtliche Identität genauso wie über Rassismus, Sklaverei und Völkermord müssen aus den Regalen verschwinden. Alles, was als „woke“ empfunden wird, muss raus. Bis zu 1600 Titel wurden seit Anfang 2021 verboten – den Beschäftigten in den Büchereien drohen Strafen, wenn sie die Bücher nicht entfernen.

Auch im Bundesstaat Utah wurde ein Gesetz erlassen, das Bücher mit „pornografischem oder anstößigem“ Inhalt untersagt. Wobei dieses Kriterium sehr frei ausgelegt wird. Eltern können jederzeit einen Antrag auf Entfernung eines bestimmten Buches stellen. 52 Bücher stehen derzeit auf der Liste, weitere können folgen.

Einige Gegner dieser überbordenden Buchverbote haben nun offenbar beschlossen, die republikanischen und sich zumeist „christlich“ nennenden Eiferer mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen. Denn: Welches weit verbreitete Buch beinhaltet auf jeden Fall zumindest „anstößigen“ Inhalt? Genau: Die Bibel! „Schmeißt diesen Porno aus unseren Schulen!“ heißt es im Antrag. Eine achtseitige Liste von Bibelstellen liegt dem Antrag bei, die „Inzest, Onanie, Sodomie, Prostitution, Genitalverstümmelung, Fellatio, Dildos, Vergewaltigung und sogar Kindermord“ in der Bibel nachweist. Ich brauche die Liste gar nicht anzusehen – ist ja bekannt, dass alle diese Dinge in der Bibel vorkommen.

Eigentlich müsste also schon im Vorhinein klar sein, wie das Urteil ausgeht. Wegen „Überlastung“ des Prüfungskommitees wurde bisher noch keine Entscheidung verkündet. Also, Kinder, lest die Bibel, solange es sie noch gibt!

Ob es in Zukunft in den Schulen Utahs Bibeln mit geschwärzten Seiten gibt? Oder lediglich Auszüge aus der Bibel, die auf Ungefährlichkeit geprüft wurden? Ich fürchte, die Reaktion wird jedenfalls nicht die sein, dass die bisherigen Buchverbote zurückgenommen werden. Zumindest aber hat es die Initiative geschafft, auf die Problematik von derart ausufernden Bücherverboten hinzuweisen.

Andererseits ... es ist ja meistens so, dass gerade die Dinge, die verboten sind, besonders interessant werden. Vielleicht ist das ja sogar eine Chance für die Bibel, wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen zu rücken? Gottes Wege sind manchmal wirklich unergründlich.

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