Superintendentin: Hilflosigkeit angesichts des Unglücks zulassen

Superintendentin: Hilflosigkeit angesichts des Unglücks zulassen
Mit einem Gottesdienst haben die evangelische und katholische Kirche in Düsseldorf am Freitagabend der Opfer des Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen gedacht. Zum Gedenken an die Toten, von denen viele aus Nordrhein-Westfalen stammen, brannten 150 Kerzen vor dem Altar.

Rund 350 Besucher drängten sich in der Basilika St. Lambertus in Düsseldorf. "Fassungslos stehen wir vor dieser Katastrophe", sagte Stadtdechanten Rolf Steinhäuser in dem ökumenischen Gottesdienst. Es sei "gut, dass wir zusammen hier sind". Man trauere um jeden einzelnen der Toten, auch um den Täter. Niemand könne von sich sagen, "auf so etwas vorbereitet zu sein". Die Düsseldorfer Superintendentin Henrike Tetz sagte, man müsse Trauer und Hilflosigkeit zuzulassen: "Wir fassen es nicht, dass jemand den Tod sucht und nicht nur sein Leben, sondern auch das Leben vieler anderer zerstört." Es tue gut, "geborgen im Haus Gottes unsere Hilflosigkeit zuzulassen".

Tetz erinnerte daran, dass einige der Absturzopfer in Düsseldorf gelebt und gearbeitet hatten. Sie "waren unsere Freunde, Kollegen, Nachbarn", sagte die Düsseldorfer Superintendentin. "Wir sind erschüttert darüber, wie schnell Menschen schuldlos in den Tod gerissen werden." Das Unglück mache bewusst, wie gefährdet und zerbrechlich das Leben sei.

Die leitende Theologin des evangelischen Kirchenkreises Düsseldorf rief dazu auf, dennoch nicht alle Hoffnung zu verlieren. Sie hoffe darauf, dass es Trost für die Hinterbliebenen und Antworten geben werde, die mit dem Geschehenen umzugehen helfen. "Vertrauen möchten wir, dass die beim Absturz gewaltsam Gestorbenen bei Gott geborgen sind. Dass auch wir bei ihm Geborgenheit finden", sagte Tetz.



Der Gottesdienst gab den Besuchern auch die Möglichkeit, mehrere Minuten schweigend der Opfer zu gedenken. Auch mehrere Notfallhelfer standen den Besuchern für Gespräche zur Verfügung. In den Fürbitten wurde auch an das Schicksal des mutmaßlichen Täters erinnert.

Bei dem Absturz des Airbus A320 der Fluggesellschaft Germanwings auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf waren am Dienstagvormittag alle 150 Insassen ums Leben gekommen - die Hälfte der Opfer stammt aus Deutschland. Nach Darstellung der Ermittler führte der Co-Pilot den Absturz wohl bewusst herbei. Bei Durchsuchungen seiner Wohnungen in Düsseldorf und Rheinland-Pfalz wurden Hinweise auf eine langjährige psychische Erkrankung gefunden. Am Freitag und am Wochenende waren in NRW zahlreiche weitere Gottesdienste und Andachten für die Opfer des Absturzes geplant.

Die zentrale Gedenkfeier für die Opfer des Germanwings-Absturzes soll am 17. April im Kölner Dom stattfinden. Das bestätigte eine Sprecherin der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei am Samstag in Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst (epd). Erwartet werden Medienberichten zufolge Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Joachim Gauck sowie Vertreter aus Frankreich und Spanien.